Eis in der Zitrone hat in Italien eine lange Tradition. Die Fruttin wurden von Matteo Napoli in seiner Gelateria Matteo in Lancusi bei Salerno erfunden. Im Jahr 1962 kam der Re del Gelato (König des Gelatos) auf die Idee, (über-)reife Früchte auszuhöhlen, ihr Fruchtfleisch für die Herstellung eines besonders natürlichen Speiseeises mit nur wenigen Zutaten zu verwenden und das Eis in der Schale der ausgehöhlten Früchte zu servieren.

Die Geschichte der Fruttini Gelato
Diese Fruttini Gelato wurden zu seinem Markenzeichen und machten ihn weltberühmt. Die Produkte wurden nach Frankreich, Deutschland und Polen exportiert. Matteo Napoli experimentierte mit über 120 verschiedenen Geschmacksrichtungen, von klassischen bis zu außergewöhnlichen wie Baccalà (Stockfisch), Zwiebel, Fenchel und Tomaten. Wir hoffen allerdings, dass Baccalà nicht in der ausgehöhlten Schale verkauft wurde.
In den 1980er Jahren wurde das Zitroneneis in der Zitronenschale (bzw. das Sorbet) zum Verkaufsschlager und vor allem auch bei den deutschen Touristen in Norditalien beliebt. So beliebt sogar, dass man es industriell herstellte, weltweit vertrieb und es auch so in deutschen Pizzerien auf der Dessert-Karte landete.

Die Renaissance der Limoni ripieni
Seine Renaissance erlebten die Limoni ripieni (gefüllten Zitronen) im Jahr 2020 – und zwar als Sorbetto al limone und als Spritz al Limoncello, jeweils in der Zitronenschale serviert. Warum ausgerechnet 2020? Weil in diesem Jahr der Tourismus zum Erliegen kam, die Sehnsucht nach schönen Orten zunahm und TikTok seine Erfolgsstory begann. So verbreitete sich die Spezialität – diesmal vor allem von Capri aus – in die Welt.
Findige Eisdielenbetreiber entdeckten diese Leckerei dann auch für die nördlichen Traumziele Italiens, wie den Gardasee, der jährlich Tausende, vor allem deutsche, Touristen anzieht. Genau dort gibt es nämlich das gut vermarktete und dadurch weltberühmte nördlichste Zitronenanbaugebiet der Welt – und das schon seit dem späten 19. Jahrhundert: Limone sul Garda.
Limone sul Garda: Das Zitronenparadies am Gardasee
Die kleine Stadt am Nordwest-Ufer des Gardasees, nur wenige Kilometer von Riva del Garda entfernt und direkt gegenüber von Malcesine – besser mit dem Boot erreichbar als mit dem Auto – lebt für und von der Zitrone. Der Name ist hier also Programm.

Für den Zitronenanbau ist hier nämlich alles gegeben: Die Alpen halten kalte Nordwinde und Stürme ab, der große Wasserkörper des Gardasees reguliert die Temperaturen, die Gegend erlaubt es, Zitronenhaine in Südausrichtung anzulegen und thermische Winde vom See begünstigen das Wachstum. So kam es, dass schon im 13. Jahrhundert Franziskanermönche des Klosters San Francesco in Gargnano die ersten Zitrusfrüchte von der ligurischen Riviera zum Gardasee brachten.
Heute eher als Touristenmagnet bekannt denn als Zitronenanbaugebiet, bekommt man die Limoni ripieni im kleinen Bergdorf an jeder Ecke. Nicht nur ausgewiesene Gelaterien führen sie, sondern auch fragwürdige Restaurants, Kioske und sogar Spielzeugläden.
Unser Geheimtipp: LB Gelateria
Da fiel es uns nicht so leicht, den richtigen Ort zum Kosten der Spezialität zu finden – und doch war ein wenig Recherche erfolgreich. Denn entfernt vom Hafen, etwas den Berg hinauf, weit weg von den überfüllten Gassen und drängelnden Eisliebhabern, nahe an einer Landstraße und mit Blick über den See fanden wir die LB Gelateria.

Gegründet von Laura und Bruno (LB) ist diese Eisdiele eine Institution in Limone und eigentlich am ganzen Gardasee – wer in der Nähe ist, sollte dorthin. Nach Maßstäben des Guide Michelin sollte man sagen: Einen Umweg wert. Wer sogar nur fürs Eis dorthin will, findet direkt nebenan einen Parkplatz; wer mit dem Schiff kommt, muss etwas den Berg hinauf – der Weg lohnt sich aber.
„Gelato artigianale molto buono“
„sehr gutes handgemachtes Gelato“
– eine Google-Bewertung
Weltmeister-Qualität aus Limone
Laura Togni von LB Gelateria erreichte bei den Gelato Festival World Masters 2025 den ersten Platz in der italienischen Vorentscheidung mit dem Geschmack „Pedòs“ – einem Fior di Latte-Gelato mit Honig, Blütenpollen und Rosmarin.
Dazu kommt, dass die Eisdiele von zauberhaften Menschen geführt wird – jeder hat ein freundliches Wort und ein liebreizendes Lächeln für die Gäste, und im Außenbereich kann trotz vielbefahrener Straße gemütlich gesessen werden. Außerdem hat der Laden neben den vielen Eissorten und der typischen (und unserer Meinung nach unschlagbaren) gefüllten Zitrone auch mit Eis gefüllte Brioches und einen fabelhaften Espresso.

Unser Fazit
Wir würden euch also empfehlen, alles, was ihr im unteren, hafennahen Teil der Stadt findet, links liegen zu lassen und den Aufstieg zu dieser Eisdiele zu wagen.
Tipp: Wenn ihr im Sommer bzw. in der Hauptsaison am Gardasee seid, kann es sogar sein, dass ihr euch den Weg sparen könnt, denn dann gibt es neben der Hauptproduktion in der Via Moretto 20 in Toscolano Maderno (BS) und dem hier beschriebenen Eisrestaurant in der Via IV Novembre 31 in Limone sul Garda (BS) auch ein Eis-Fahrrad, das entlang der Strände von Maderno bis Toscolano fährt, und eine Piaggio Ape, die frisches Eis an den Beginn des Radwegs in Limone sul Garda bringt.