Liebe Comic-Fans!
Ich starte eine neue Reihe mit Comic-Reviews! Mein Spezialgebiet liegt hier auf kleineren Verlagen, am liebsten Indie-Verlage.
Der Comic den ich euch heute vorstelle, kommt vom Verlag Rotopolpress!
Geniale Grafiken gepaart mit reichlich skurrilen Einfällen – das ergibt das Sortiment des kleinen Indie-Verlags „Rotopolpress“. Der hat seinen Sitz in Kassel und beherbergt Werke von KünstlerInnen, die ihre Illustrationen, Comics und Grafiken gerne geometrisch, manchmal minimalistisch aber immer in urbanem Stil gestalten. Ihr kennt das „Klebstoff Magazine“? Dann werdet ihr auch Rotopolpress lieben! Neben Büchern gibt’s auch Jutebeutel, Skizzenhefte und Drucke in ihrem Shop.
Ich habe für euch den surrealen Krimi-Comic „Eugène“ von Quentin Vijoux gelesen und stelle ihn euch heute vor.
Eugène, das ist der Name unseres Helden. Oder auch Anti-Helden. Denn einen Helden gibt es eigentlich nicht und was gerade passiert, erfährt der Leser anfangs nur häppchenweise.
Jedenfalls bekommt Eugène, der junge Mann der am Meer wohnt, eines Tages im Walde einen Job von einem Fremden angeboten, nachdem seine Handinnenflächen von jenem Fremden gemustert wurden. Dort wurde ihm vor Jahren die Haut eines Fremden implantiert.
Ein mysteriöser Job
Eugène berichtet seiner Frau von dem glücklichen Zufall, geht am nächsten Tag in „die Stadt“ und sucht den fremden Mann auf.
Er bekommt einen Job als Lieferant bei dem Herrn, der sich als Doktor Trousseau vorstellt. Er nimmt den Job an; immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass Eugène seine Frau anrufen soll, um Statusbericht zu geben, wie es denn laufe.
Zunächst wird er zum Abendessen beim Doktor eingeladen und lernt neben dessen stummer Frau und trauernder Tochter, seinen merkwürdigen Mitarbeiter Adrien kennen.
Wir erfahren hier auch, dass Trousseaus Sohn vor einer Weile verstorben ist…
Verwinkelte Nebenplots
Im Nebenplot taucht ein seltsamer Händler (Marius Bouteille) auf, der ein Wesen aus fließender Masse ohne Gesicht bei sich hat (Augustin) und früher anscheinend mit Trousseau befreundet war, aber dieser nun nichts mehr mit ihm zu tun haben will.
Wir merken schnell, dass hier irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht, denn immer wieder tauchen neben den geheimnisvollen Lieferungen auch maskierte Handlanger auf…
Als Eugène dann eine Lieferung ins Krankenhaus bringen soll, verfolgen ihn Maskenmänner und spätestens hier wird klar: Die Geschichte spielt in einer Welt, in der andere Regeln herrschen, als wir sie kennen…
Kein gutes Ende
Das Rätsel um die kriminellen Machenschaften Dr. Trousseaus und sein heimliches Geschäft soll hier auch noch gar nicht weiter verraten werden, denn in „Eugène“ warten noch einige Rätsel, Nebengeschichten und Charaktere auf euch. Und was hat es eigentlich mit Eugènes Händen auf sich? So viel sei gesagt: es gibt kein wirklich gutes Ende.
„Eugène“ ist 2013 in Deutschland erschienen und vereint eine großartige, beklemmende Geschichte mit skurrilen Einfällen und Charakteren.
Besonderheiten: Panels gibt es in diesem Comic keine, ebenso wenig wie Sprechblasen oder die übliche Comicschrift (stattdessen Schreibschrift). Die Figuren sind einfach, aber einprägsam gezeichnet und über allem liegt ein Hauch von Ghibli-Stil (Maskenmänner). Großes Plus: schwarz-rotes (metaphorisch für die Story…), auffällig gestaltetes Cover.
Während dem Lesen entblättern sich verwinkelte Geschichten, die am Ende alle zu einem großen, surrealen Ganzen werden.
Eine Geschichte über Macht, Medizin und menschliche Hybris.
Fazit: Ein raffinierter Page-Turner, der den Leser mit einem beklemmenden Gefühl zurücklässt.
“Eugène” (Originalausgabe auf Französisch erschienen)
124 Seiten, schwarz-weiß.
ISBN 978-3-940304-87-2
Hier gibt es das Buch und eine Leseprobe. Außerdem gibt es das Werk hier auf Amazon.
(Danke an rotopolpress für das nette Package bestehend aus “Eugène”, den Zines “Dolor IV”, “Dolor V” und coolen Roboterkits zum Selberkleben!)