Manche Erlebnisse sind so besonders, dass man sie erzählen muss – auch wenn sie nicht wiederholbar sind. Unser zweiter Hochzeitstag führte uns ins ROSI nach Zürich, einem Restaurant, das Ende 2025 für immer seine Türen schließt. Was als perfekte Feier gedacht war, wurde zu einem kulinarischen Abschied von einem Ort, der bayerische Gemütlichkeit mit Witz und Humor würzt und das mitten in der Schweiz.
Wenn ein YouTube-Video zum Hochzeitstag-Ziel wird
Es begann mit einem YouTube-Video von „Brot mit Ei“ über das ROSI. Als wir das Video sahen, war klar: Hier wollen wir unseren zweiten Hochzeitstag feiern. Ein Restaurant, das eine Apfelwolke serviert, die einen Rauch speien lässt und Brezeln über Rohkost-Tischdecken laufen lässt – das klang nach dem perfekten Ort für unseren besonderen Tag.
Die Reservierung ein halbes Jahr im Voraus war nötig, aber das machte die Vorfreude nur größer. Unser Plan war einfach: Vom Gitzenweiler Hof am Bodensee – unserem liebsten Camping-Rückzugsort – einen Tag nach Zürich und dort den Abend unseres Lebens verbringen.
Zürich: Mehr als nur schöne Fassaden
Zürich empfing uns nicht mit Postkartenidylle, sondern mit funktionierender Urbanität. Die Stadt ist auf den ersten Blick nicht besonders hübsch, aber sie ist eine echte Genießerstadt. Im Café Felix tranken wir die beste heiße Schokolade, die wir je hatten, bummelten durch Läden mit hochwertigem Babyzubehör (Anna ist gerade schwanger), Schweizer Uhren und natürlich Taschenmessern.
Das ROSI-Viertel wirkte zunächst etwas befremdlich – nicht sonderlich zentral, nicht touristisch. Aber sobald man das Restaurant betritt, ändert sich alles. Es fühlt sich an, als käme man zu jemandem nach Hause, der einem einen unvergesslichen Abend bereiten will.

Bayerische Küche mit Schweizer Seele
Das Konzept des ROSI ist einzigartig: Bayerische Küche mit elegantem Twist, gewürzt mit persönlichen Geschichten des Küchenchefs. Saft von Äpfeln aus Omas Garten, Rezepte von der Mama – jedes Gericht hat eine Geschichte. Das Restaurant nimmt sich nicht zu ernst, die Kellner haben immer einen Witz parat.
Schon der erste Gruß aus der Küche ließ uns laut lachen. Ab diesem Moment wussten wir: Hier werden wir 4 Stunden lang perfekt unterhalten.

Das Menü „Simplicissimus“: Ein kulinarischer Freizeitpark
Wir wählten das Menü „Simplicissimus“ – und was dann folgte, war mehr als Essen. Es war kulinarisches Theater (nur ein kleiner Auszug):
- Die Apfelwolke, die einen Rauch speien lässt
- Kümmel-Granité – zum ersten Mal schmeckte mir Kümmel wirklich
- Eine Brezel, die über unseren Tisch lief, dessen Tischdecke mit Rohkost belegt war
- Das beste Cordon Bleu aller Zeiten mit einem kompletten Schweizer Käsefondue darin
Drei Grüße aus der Küche vor dem Menü, einer nach dem Dessert – jeder Gang wurde präsentiert, erklärt und mit Anekdoten gewürzt.
Service mit Herz: Wenn Gastfreundschaft zur Kunst wird
Was das ROSI wirklich besonders machte, war der Service. Freundschaftlich, herzlich, aufmerksam – und perfekt auf Annas Schwangerschaft eingestellt. Jedes Gericht wurde für sie angepasst und erklärt. Als sie ein Schwangeren-Kissen bekam, um gemütlich sitzen zu können, war das die Krone des perfekten Service.
Der Restaurantchef ging in die Knie, um mit uns auf Augenhöhe über Getränke zu beraten. Seine Kolleg:innen standen ihm in Herzlichkeit nichts nach – Menschen, die man am liebsten mit nach Hause nehmen würde.

Geheimtipp für den perfekten Abend
Unser Tipp: Reserviert den ersten Timeslot und kommt pünktlich. Manche Gänge haben Überraschungen, die erst richtig cool sind, wenn man sie vor allen anderen bekommt. Die enge Bestuhlung sorgt für gesellige Atmosphäre – wir unterhielten uns wunderbar mit unseren Tischnachbarn, alles Locals, die wussten, dass hier etwas Besonderes passiert.
300 Franken für 4 Stunden Glück
300 Schweizer Franken inklusive Trinkgeld – das klingt nach viel Geld. Aber für 4 Stunden perfekte Unterhaltung, kulinarische Überraschungen und Service, der berührt, war es jeden Franken wert. Es war wie ein Besuch im kulinarischen Freizeitpark – nur mit erwachsenen Emotionen und Gourmet-Qualität.

Ein Abschied, der besonders macht
Ende 2025 schließt das ROSI für immer. Der geniale Chefkoch Markus Stöckle stellt sich neuen Herausforderungen – verständlich, aber schade. Schon beim Buchen wussten wir von der geplanten Schließung. Das machte unseren Besuch noch spezieller: Wir waren Teil von etwas Einzigartigem, das es bald nicht mehr geben wird.
Genau das macht Reisen manchmal so wertvoll: Momente zu erleben, die nicht wiederholbar sind. Orte zu entdecken, bevor sie Vergangenheit werden. Menschen zu treffen, die Leidenschaft leben, auch wenn sie wissen, dass es nicht ewig dauert.
Was bleibt: Mehr als nur Erinnerungen
Unser zweiter Hochzeitstag im ROSI war perfekt – nicht trotz, sondern wegen der Gewissheit, dass wir nie wieder kommen können. Es war ein Abschied mit Geschmack, ein kulinarisches Liebeserlebnis und der Beweis, dass die schönsten Reiseerlebnisse oft dort entstehen, wo man sie am wenigsten erwartet. Und: beschlossene Sache ist, dass es irgendwann einen Hochzeitstag in einem anderen Restaurant von Markus Stöckle geben wird.
Anderen Paaren können wir nur empfehlen: Macht genau das, was wir gemacht haben – sucht euch besondere Orte für besondere Anlässe. Auch wenn das ROSI bald Geschichte ist, Zürich wird bleiben. Und vielleicht eröffnet der geniale Chefkoch ja irgendwann etwas Neues.
Bis dahin bleibt uns die Erinnerung an Apfelwolken, rauchende Münder und vier Stunden Glück in einem Restaurant, das uns gezeigt hat: Essen kann Kunst sein, Service kann Liebe sein und Reisen bedeutet manchmal einfach, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Danke, ROSI-Team und Markus Stückle. Danke für einen unvergesslichen zweiten Hochzeitstag.
Transparenz-Hinweis: Unser Besuch im ROSI war privat und auf eigene Kosten. Die Begeisterung für das kulinarische Erlebnis und die traurige Gewissheit der Schließung sind echt – genau wie die 300 Franken, die es wert waren.