Die Aufregung war groß, als wir im Sommer 2023 endlich losgefahren sind. Drei Wochen Skandinavien lagen vor uns – der Höhepunkt sollte unsere Hochzeit in Kopenhagen sein. Dänemark war dabei nicht nur unser Einstieg in den hohen Norden, sondern auch der krönende Abschluss unserer Reise.
Die ersten Tage: Ankommen in Dänemark
Über 700 Kilometer lagen hinter uns, als wir am ersten Rastplatz in Dänemark ankamen – erschöpft, aber voller Vorfreude. Eigentlich ist das Übernachten auf Rastplätzen in Dänemark nicht erlaubt, aber nach der langen Fahrt von zu Hause über Hamburg brauchten wir einfach eine Pause. Also haben wir schnell auf unserer Layzee-Box ein einfaches Abendessen gezaubert (typische schwäbisch gab es Maultaschen) und uns schnell in unseren Wohnwagen zurückgezogen. Verrückt übrigens: Selbst auf einem einsamen Rastplatz mit geschlossenem Restaurant sind die Toiletten blitzsauber.

Aarhus – Jung, kreativ und überraschend entspannt
Unser erstes Ziel war Aarhus, die zweitgrößte Stadt Dänemarks. Schon die ersten Schritte durch die Stadt zeigten uns: Hier sind wir richtig. Was uns sofort ins Auge fiel? Die Ampeln! Statt der üblichen grünen und roten Männchen zeigen hier kleine Wikinger an, wann man gehen darf. Ein Detail, das perfekt zu Aarhus passt – überall in der Stadt stößt man auf Wikinger-Referenzen.
Das absolute Highlight war aber das Salling Rooftop – das einzige seiner Art in ganz Europa mit Bar, Bistro, Skywalk, Zen-Garten, Bühne und 360-Grad-Panoramablick. 2022 wurde es sogar von Big 7 Travel zur besten Rooftop-Bar unter 50 Nominierten in Europa gekürt! Hier kann man nicht nur Cocktails schlürfen, sondern auch auf den berühmten Himmelsschaukeln sitzen und dabei den spektakulären Blick über ganz Aarhus genießen. Wer den extra Adrenalinkick will, kann den Salling Skywalk ausprobieren – eine gläserne Plattform, die 27 Meter über dem Strøget schwebt.




Im Hafen entdeckten wir eine riesige Plastikkuppel, in der Palmen wachsen und gleichzeitig Bier und Kaffee ausgeschenkt werden – sowas gibt’s nur in Dänemark! Danach gönnten wir uns einen ausgiebigen Spaziergang zur „Endlosen Brücke“ (Den Uendelige Bro), einem kreisförmigen Kunstwerk aus Holz, das vom Ballehage Strand hinaus in die Aarhuser Bucht führt. Ursprünglich 2015 für „Sculptures by the Sea“ entworfen, war die Brücke so beliebt, dass sie zur permanenten Installation wurde. Hier kann man endlos im Kreis laufen und dabei den 360-Grad-Panoramablick auf Wasser, Strand und Wald genießen.
Ganz in den Norden: Zwei Meere an einem Tag
Von Aarhus aus zogen wir weiter nach Norden – wieder mit einer wilden Übernachtung zwischen zwei LKW neben einem Klohäuschen mitten im Nix. Mein erklärtes Ziel war es nämlich, am selben Tag sowohl im Kattegat als auch im Skagerrak zu schwimmen. Das Kattegat ist die Meeresstraße zwischen Dänemark und Schweden, die das Skagerrak mit der Ostsee verbindet, während das Skagerrak der Teil der Nordsee zwischen der Nordküste Jütlands, der Südküste Norwegens und der nördlichen Westküste Schwedens ist.

Und ich habe es geschafft! Morgens ein entspannteres Schwimmen im ruhigeren Kattegat, abends ein Bad im rauen Skagerrak mit seinen kräftigen Wellen. Zugegeben, das Wasser war in beiden Gewässern ziemlich frisch, aber das Gefühl, zwei verschiedene Meere an einem Tag erlebt zu haben, war unbezahlbar.
Egal ob Frühstück oder Abendessen – wir haben trotz des oft rauen Windes jede Mahlzeit draußen auf unserer Picknick-Decke direkt am Strand genossen. Es gibt einfach keinen schöneren Essplatz!
Isager Garne: Ein Paradies für Strick-Fans
Einer der Höhepunkte für Anna war der Besuch bei Isager Garne. Isager ist eine dänische Garnfirma, die mit hochwertigen Naturfaser-Garnen arbeitet und Strickmuster sowie Strickbücher veröffentlicht. Wir durften sogar die Inhaberin persönlich treffen – ein echtes Highlight für alle, die das Stricken lieben.
Was uns besonders begeisterte: Hier gibt es Strick-Wochenenden – komplette Woll-Retreats mit Übernachtung, wo man gemeinsam mit anderen Strick-Enthusiasten neue Techniken lernt und entspannt. Und das Beste zum Schluss: Auf dem Gelände leben Alpakas! Anna durfte sie streicheln und hat danach den Shop leer gekauft.

Hirtshals: Letzte Station vor Norwegen
Unsere letzte Station in Dänemark (vor der großen Skandinavien-Runde) war Hirtshals. Der Leuchtturm von Hirtshals, der 1863 eingeweiht wurde, ist 35 Meter hoch und mit seiner Feuerhöhe von 57 Metern über dem Meeresspiegel einer der höchsten Leuchttürme Dänemarks. Rund um den Leuchtturm befindet sich ein Bunkermuseum, das einen Einblick in das Leben während der deutschen Besatzung bietet.
Was uns an Hirtshals aber ab meisten begeisterte: das Essen! Obwohl ich normalerweise Fisch hasse, war das, was wir hier im Hafen bekommen haben, so frisch und lecker zubereitet, dass selbst ich schwach wurde. Und das Eis danach – na ja, sagen wir es so: Es war so cremig und das Wetter so warm, dass es uns direkt aus der Waffel lief.
Dann hieß es Abschied nehmen von Dänemark (vorerst). Die Fähre nach Bergen wartete, und wir schliefen zu zweit in einer Vierer-Kabine – natürlich beide im Stockbett oben. Warum auch unten schlafen, wenn man gemeinsam oben liegen kann?
Der Durchzug: Dänemark als Sprungbrett
Nach diesen ersten intensiven Tagen ging es für uns weiter Richtung Schweden und Norwegen. (Die ausführlichen Berichte über unsere Zeit in Schweden und Norwegen findet ihr in den separaten Artikeln zu diesen Ländern.)
Dänemark war damit für uns das perfekte „Aufwärmprogramm“ für den Rest Skandinaviens geworden. Wir hatten verstanden, wie Camping im Norden funktioniert, uns an die Preise gewöhnt (ja, es ist teuer, aber nicht unbezahlbar) und waren bereit für die großen Abenteuer, die vor uns lagen.

Die Rückkehr: Kopenhagen und unsere Hochzeit
Drei Wochen später kehrten wir nach Dänemark zurück – diesmal aber nicht als Touristen, sondern als baldige Brautleute. Am vorletzten Tag unserer gesamten Skandinavien-Reise stand das große Ereignis an: unsere Hochzeit in Kopenhagen. Nachdem wir drei Wochen auf vier Quadratmetern verbracht haben, Regen, Sonne, brennende Füße und raue Nächte überstanden haben, waren wir perfekt auf die Ehe vorbereitet.
Eine Stadt zwischen Vertrautheit und Neuentdeckung
Es ist schon ein seltsames Gefühl, eine Stadt zu zeigen, die man selbst einmal sein Zuhause genannt hat. Kopenhagen hatte sich verändert, war noch internationaler geworden, aber der dänische Charme war geblieben. Wir spazierten auf meinen alten Pfaden, besuchten meine ehemalige Unterkunft und sahen von weiten auch meine Alma Mater die KEA – Copenhagen School of Design and Technology.
Der Wohnwagen stand diesmal auf dem Campingplatz Charlottenlund Fort, etwas außerhalb der Stadt. Von hier aus erreicht man das Zentrum problemlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln – und hat trotzdem seine Ruhe. Der Platz ist recht witzig. Jeder hat seinen eigenen Stromzähler, gezahlt wird per kWh. Außerdem bekommt man eine Pin, mit der man warmes Wasser in den Duschen, den Zugang zum Gemeinschaftshaus und den Stromanschluss freischalten kann. Zum Schluss begleicht man dann die aufgelaufene Rechnung pro Minute duschen oder kWh Strom.
Royal Copenhagen: Hochzeitsgeschirr mit königlichem Stil
Einen Tag vor der Hochzeit hatten wir uns noch einen besonderen Wunsch erfüllt: Wir besuchten das Royal Copenhagen Outlet und suchten unser Hochzeitsgeschirr aus. Was für ein Erlebnis! Das Outlet hat Stil und Anstand – hier gibt es keine Wühltische, sondern echte Beratung.
Die Dame, die uns half, erzählte uns eine wunderbare Geschichte: Unsere Einkäufe wurden von derselben Person verpackt, die normalerweise extra von der Königin angefordert wird, wenn dieses Geschirr vom Palast bestellt wird. Diese Frau arbeitet schon seit 60 Jahren in der Firma! Unser Hochzeitsgeschirr wurde also genauso verpackt wie das Geschirr der dänischen Königsfamilie.
Der große Tag: Heiraten in Kopenhagen
Und dann war er da, der vorletzte Tag unserer Reise – und gleichzeitig der wichtigste. Standesamtlich heiraten in Kopenhagen nach drei Wochen Skandinavien-Abenteuer – für uns die perfekte Art, diese unvergessliche Zeit zu krönen.
Einen Tag vorher mussten wir unseren Ausweis validieren lassen (sozusagen der Höhepunkt des witzigen und spannenden Antragsprozesses in Dänemark). Für uns war das eine kleine Herausforderung, da wir ja zwischendurch in Norwegen und Schweden waren und erst einen Tag vor der Hochzeit in Kopenhagen ankamen. Übrigens nahmen wir für die Rückreise aus Schweden die Fähre und nicht die Öresundbrücke – mit dem Wohnwagen ist die Brücke nämlich sauteuer!

Das Rathaus von Kopenhagen ist ein unglaublich beeindruckender Bau, und der mittelalterliche Trausaal hat eine ganz besondere Atmosphere. Am großen Tag selbst bekommt man einen genauen Zeitpunkt genannt, wann man da sein soll. Unsere Überraschungsgäste – mein Schwager und seine (damals zukünftige) Frau – und wir erlebten dann eine wunderschöne Trauzeremonie auf Deutsch: tränenreich und voller Liebe, und doch ganz ohne Religion und erhobenen Zeigefinger. Geht nämlich auch!
Für alle, die auch über eine Hochzeit im Ausland nachdenken: Die Dänen sind sehr hilfsbereit und sprechen exzellent Englisch. Trotzdem sollte man sich früh um die Papiere kümmern.
Nach der Zeremonie fuhren wir in den Søndermarken, den sogenannten „Park der Liebenden“ in der Nähe des Zoos. Dieser wunderschöne Park in Frederiksberg ist ein beliebter Ort für Paare und war der perfekte Platz, um unseren Hochzeitskuchen zu schnabbulieren und diesen besonderen Moment zu genießen. Unterwegs waren wir den ganzen Tag auf einem Lastenrad – unserer Hochzeitslimusine.
Die Heimreise: Dänemark lässt einen nicht los
Am Tag nach der Hochzeit ging es dann über die Route Puttgarden-Rødby zurück nach Deutschland. Eine entspannte Fährfahrt, die uns Zeit gab, die letzten Wochen Revue passieren zu lassen.
Tipp: Ihr bucht einen Zeitslot auf der Fähre. Diese ist in der Nebensaison aber kaum ausgebucht und ihr seid berechtigt, jede vorherige Fähre am selben Tag zu nutzen.
Was uns auf der Heimfahrt besonders amüsierte: Ständig bekamen wir Lichthupe oder Handzeichen von anderen Autofahrern und dachten anfangs, etwas mit unserem Anhänger sei kaputt. Bis uns einfiel, dass wir ein „Just Married“-Schild am Wohnwagen hatten und sich a
lle einfach nur für uns freuten! Es war ein wunderschöner Abschluss dieser unvergesslichen Reise.

Unser Fazit zu Dänemark
Dänemark war für uns der perfekte Rahmen für diese Reise. Am Anfang hat es uns sanft in den skandinavischen Rhythmus eingeführt, am Ende hat es uns einen würdigen Abschluss geschenkt. Die Infrastruktur für Wohnwagen-Reisende ist vorbildlich, die Menschen sind herzlich und hilfsbereit, und das Land bietet mehr Abwechslung, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Praktische Tipps für andere Dänemark-Reisende
Übernachtung und Parken:
- Campen auf dänischen Parkplätzen und Rasthöfen ist offiziell untersagt. Obwohl wir es getan haben, würden wir es nicht empfehlen – nutzt lieber die tollen Campingplätze!
- Parken in Aarhus geht auch mit Wohnwagen problemlos – es gibt große Parkplätze am Hafen. Ob man ein oder zwei Tickets braucht, haben wir nie ganz verstanden, aber eines hat bei uns offenbar gereicht.
Strand und Meer:
- Am Strand kann man wunderbar Picknick machen, und auch im August kann man ins Wasser – wenn man nicht zu feige ist! Das Wasser ist frisch, aber machbar.
- Fisch und Eis sind in Dänemark Pflicht – auch wenn ihr normalerweise keinen Fisch mögt, probiert es hier aus!
Shopping und Einkaufen:
- In Dänemark gibt es viele hübsche Handwerksbetriebe, die mehr bieten als nur ihre Produkte – wie der Wollladen mit seinen Alpakas.
- Für Lebensmittel gilt: Kauft in Dänemark ein, wenn ihr danach ins noch teurere Norwegen reist. Solltet ihr aber von Dänemark nach Schweden reisen, spart euch das Geld und kauft erst dort ein.
Fähre-Tipps:
- Auf die Fähre kann man eigenes Essen mitnehmen und sich so die teuren Buffets sparen. Aber denkt daran: Hat man das Auto einmal verlassen, kommt man nicht wieder hin – also alles mitnehmen, was man braucht!
Wenn ihr auch plant, mit dem Wohnwagen nach Skandinavien zu reisen, macht euch keine Sorgen wegen der Organisation. Es ist einfacher, als viele denken – und Dänemark ist der perfekte Einstieg.
Im nächsten Artikel nehmen wir euch mit nach Norwegen mit Bergen, den Fjorden und warum wir Oslo letztendlich doch ausgelassen haben. Danach folgt unser Schweden-Bericht, wo wir Mora und seine berühmten Messer besucht haben und wo Anna in jedem zweiten Ort neue Woll-Geschäfte entdeckte.